Gleich drei Weltersteinspielungen finden sich auf meiner neuen CD mit Entdeckungen aus dem Archiv der Fürsten Thurn und Taxis.
Die vier Oboenkonzerte von Kerzelli, Pla und Theodor von Schacht wurden seinerzeit von dem hervorragenden Oboenvirtuosen Giovanni Palestrini gespielt, der ab 1772 in der weithin berühmten Regensburger Hofkapelle engagiert war und für den zahlreiche anspruchsvolle Werke komponiert oder angekauft wurden, daher gibt die CD einen tiefen Einblick in die Kunst dieses herausragenden Spielers und den damaligen höfischen Musikgeschmack.
Meines Wissens einmalig in Besetzung, Länge und Virtuosität ist das Tripel-Konzert des Regensburger Musikdirektors Theodor von Schacht für drei Oboen, Hörner, Streicher und Bc.
Dieses besondere Werk mit meinen hochgeschätzten Kollegen und Freunden Alfredo Bernardini und Michael Bosch hier zu präsentieren und dabei die Batzdorfer Hofkapelle bei dieser nunmehr elften gemeinsamen CD-Aufnahme an meiner Seite zu haben, ist mir ein besonderes Vergnügen.
Bemerkung(en) am Rande
Bei meiner Suche nach bisher vernachlässigten Werken für Oboe im 18. Jahrhundert stieß ich in der Hofbibliothek der Fürsten Thurn & Taxis auf einen mit etwa 100 Solokonzerten überraschend großen Fundus an Oboenkonzerten.
Bemerkenswert bei den von für die CD ausgewählten Concerti sind unter anderem die persönlichen Anmerkungen und Kadenzen, die sich in den Partituren finden und vermutlich vom Oboisten Palestrini stammen, der die Werke in Regensburg aufgeführt hat. Vor allem die teils in die Partitur oder Oboen-Stimme eingefügten oder angehängten Kadenz-Skizzen in den Concerti von Pla und Cherzelli (in F) geben interessante Hinweise auf die damalige Aufführungspraxis. Manche dieser Kadenzen habe ich übernommen, andere dienten mir als Inspiration für eigene Fortspinnung des musikalischen Gedankens.
Eine Sonderrolle nimmt in diesem Zusammenhang sicherlich die durchkomponierte Kadenz für die drei Solo-Instrumente am Ende des ersten Satzes der Concertanten von Th. von Schacht ein. Ist diese Besetzung mit drei Solo-Oboen ohnehin schon singulär, so fällt diese Kadenz durch ihre Komposition – auf eine kurze Einleitung folgt eine mehr oder minder konsequent ausgearbeitete Fuge – und auch durch ihre Länge ganz aus dem Rahmen dessen, was man in dieser Zeit vermuten würde.
Eine weitere Besonderheit ist im Concerto per l’oboe (in F) von Cherzelli zu finden. Im abschließenden Allegro tanto, ch‘ è possibile fällt auf, dass im Verlauf des Satzes immer mehr Takte und ganze Passagen durchgestrichen sind. Sind die Schraffuren anfangs noch recht ordentlich, werden sie später dann wilder und verbergen das Original immer mehr. Bei genauer Betrachtung findet man im Oboenpart mit schwacher Rötel-Schrift Kommentare wie difficile, piu difficile, impracticabile und impossibile. manche dieser Stellen wurden in der Oboenstimme dann vereinfacht, einige Passagen gänzlich gestrichen. Könnten diese Vereinfachungen des Soloparts von der Hand des Oboisten Palestrini stammen, vielleicht weil Zeitnot bei der Einstudierung herrschte? Ich möchte an dieser Stelle Tim Willis herzlich dafür danken, dass er mit seiner großen Erfahrung und ungeheurer Akribie die von Cherzelli ursprünglich verfasste Partitur dieses bemerkenswerten Konzerts für unsere Aufnahme wiederhergestellt hat und wir sie so in dieser Form wieder zum Klingen bringen konnten.
Xenia Löffler
Besetzung:
Xenia Löffler, Oboe Solo bei Cherzelli und Pla + 1.Solo-Oboe bei Theodor von Schacht
Alfredo Bernardini, 2. Solo-Oboe Th. von Schacht Concertante
Michael Bosch, 3. Solo-Oboe Th. von Schacht
Batzdorfer Hofkapelle
Daniel Deuter, Konzertmeister und Leitung
Programm:
Francesco Saverio Cherzelli (ca. 1725 – after 1780)
Concerto per l’Oboe in F (anno 1762)
Theodor von Schacht (1748 – 1823)
Concertante a tre oboi principale in B
Joan(?) Pla (ca. 1720 – ca. 1773)
Oboe Concerto in B
Francesco Saverio Cherzelli
Concerto in B